Donnerstag, 19. Februar 2009

日常の大学:テキスト

Bevor es an den japanischen Semesteralltag eines Austauschstudenten geht, kommt eine Festellung: Scheinbar habe ich es gut erwischt. Daß es anderen besser ergeht, liegt wohl an meinen anfänglichen Fehlern, die der Gewohnheit entspringen. Jedenfalls erliege ich keinem Gruppenzwang, abends bis 10 Uhr zu bleiben, oder ähnlichen Spirenzchen, wie Professoren-Zwang. Auf der Gegenseite habe ich auch noch von niemandem gehört, daß es erwartet wird, schon am frühen Vormittag an die Uni zu kommen, aber das ist einfach der japanische Lebensfluß - wer's abends gerne reinfließen läßt gönnt sich eben morgens etwas Ruhe - warum die Zeitzone diesem noch nicht angepaßt wurde ist mir schleierhaft. Gefühlt geht die Sonne hier früher auf und unter als in Deutschland. Objektiv natürlich auch, da Japan im Osten liegt. Land der aufgehenden Sonne, nur leider verschlafen es alle, außer denen, die um fünf vom Club den Heimweg antreten, oder Kangeiko-Teilnehmer am ersten Tag, wenn sie die Augen noch aufkriegen. Entsprechend ist auch ein "Guten morgen!" um 14 Uhr keine Besonderheit, allerdings gab es schon professorische Rüffel für diese Art der Begrüßung um vier Uhr mittags. Zentrum der Gemeinschaft ist das "Lab" (研究室); hier kann man im Internet surfen, essen, ratschen, Präsentationen vorbereiten, schlafen, die Tafel vollmalen, Hausaufgaben machen, spielen oder am Projekt weiterarbeiten. Letzteres ist die Hauptbeschäftigung eines japanischen Lebenswandels *hüstel*. Nun aber zum Semesteralltag, der übrigens bis letzte Woche anhielt.

Da sind die Sprachkurse. Japaner müssen, wenn sie in die Uni eingetreten sind, anfangs zwei Fremdsprachen lernen, englisch ist Pflicht, und als Beilage meist noch chinesisch oder deutsch. Deshalb können einen auch viele auf deutsch grüßen, davon etwa die eine Hälfte freiwillig und die andere nach ein klein wenig Zwang. Deutschland ist generell recht beliebt, man kann immer noch einige, auch wenn der Trend wohl schon wieder vorbei ist, Japaner in deutschen Bundeswehrparkas auf den Straßen sehen, und essensmäßig passen Würstchen und die "German Potatoe", eine Art riesige Backofenkartoffel mit Salz und Butter, ins Klischee. Ich habe japanisch gewählt, freiwillig. Leider habe ich eine Hälfte des vom Niveau am besten passenden Kurses nicht erleben dürfen, was daran liegt:

Labmeeting. Die wichtigste Sache überhaupt. Hier werden Partytermine ausgehandelt und Vorträge gehalten, wöchentlich die neuesten Erkenntnisse geteilt. Außerdem ist es der einzige fixe Termin, an dem alle Labmitglieder zusammenkommen. Ehrlich: es waren noch nie alle. Beschäftigungen für die Zeit, in der man nicht selbst vorne steht, und die mir erst etwas suspekt waren, man sich aber sehr schnell einleben kann, sind: lesen, am Computer arbeiten, dösen, stille Post, schlafen. Das mit dem Computer ist mir dann aber doch zu klischeehaft. Warum trotzdem da sein? "Don't be silly. You have to." Gerüchte, ich hätte eines morgens geschnarcht, wurden rasch widerlegt. Es war einer der Mehrheitsethnie.

Dann sind da noch die Vorlesungen und das Projekt, das hier jeder macht (natürlich, denn über irgendetwas muß schließlich die Abschlußarbeit, welche auch immer, geschrieben werden, und Doktoren müssen ja auch etwas tun für ihr Geld), und dem eine gewisse, ich würde es nicht Rechtfertigung, auch nicht Grund, nennen, mehr eine Art Motivation oder Plausibilisierung durch meinen Status als "Research Student" widerfährt.

Zunichtguterletzt wäre noch anzumerken, daß es keinerlei Studentenpartys auf dem Campus gibt, bei dem, was sie Party nennen, jedoch immer Unmengen an leckerem und kostenlosem Essen, mit sehr sehr viel Glück begleitet von Bier, und Japan ist nicht der schlechteste Ort dafür, besonders wenn nach kurzer Zeit der zahlreiche Anblick von Krawattenträgern die wohltradierte Stillosigkeit einer Büchse ausgewaschen hat, eine Erkenntnis, die man auch ganz pragmatisch beim Studium eines jeden Kombini-Tiefkühlregals erhalten hätte.

Fazit: mehr Zeit an der Uni, enger Kontakt zu Professoren, Postdocs, Doktoranden, Master- und Bachelorstudenten im Lab, mehr selbständiges Arbeiten & Präsentieren, weniger wirklich kniffelige Übungsblätter.

Jetzt ist Zeit für Urlaub. Korea und Shikoku, ich komme..!
Wenn ich also die nächsten Wochen nur sehr spärlich mit Informationen um mich werfe: es geht mir nicht trotzdem, sondern deswegen, blendend.

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