Bevor es an den japanischen Semesteralltag eines Austauschstudenten geht, kommt eine Festellung: Scheinbar habe ich es gut erwischt. Daß es anderen besser ergeht, liegt wohl an meinen anfänglichen Fehlern, die der Gewohnheit entspringen. Jedenfalls erliege ich keinem Gruppenzwang, abends bis 10 Uhr zu bleiben, oder ähnlichen Spirenzchen, wie Professoren-Zwang. Auf der Gegenseite habe ich auch noch von niemandem gehört, daß es erwartet wird, schon am frühen Vormittag an die Uni zu kommen, aber das ist einfach der japanische Lebensfluß - wer's abends gerne reinfließen läßt gönnt sich eben morgens etwas Ruhe - warum die Zeitzone diesem noch nicht angepaßt wurde ist mir schleierhaft. Gefühlt geht die Sonne hier früher auf und unter als in Deutschland. Objektiv natürlich auch, da Japan im Osten liegt. Land der aufgehenden Sonne, nur leider verschlafen es alle, außer denen, die um fünf vom Club den Heimweg antreten, oder Kangeiko-Teilnehmer am ersten Tag, wenn sie die Augen noch aufkriegen. Entsprechend ist auch ein "Guten morgen!" um 14 Uhr keine Besonderheit, allerdings gab es schon professorische Rüffel für diese Art der Begrüßung um vier Uhr mittags. Zentrum der Gemeinschaft ist das "Lab" (研究室); hier kann man im Internet surfen, essen, ratschen, Präsentationen vorbereiten, schlafen, die Tafel vollmalen, Hausaufgaben machen, spielen oder am Projekt weiterarbeiten. Letzteres ist die Hauptbeschäftigung eines japanischen Lebenswandels *hüstel*. Nun aber zum Semesteralltag, der übrigens bis letzte Woche anhielt.
Da sind die Sprachkurse. Japaner müssen, wenn sie in die Uni eingetreten sind, anfangs zwei Fremdsprachen lernen, englisch ist Pflicht, und als Beilage meist noch chinesisch oder deutsch. Deshalb können einen auch viele auf deutsch grüßen, davon etwa die eine Hälfte freiwillig und die andere nach ein klein wenig Zwang. Deutschland ist generell recht beliebt, man kann immer noch einige, auch wenn der Trend wohl schon wieder vorbei ist, Japaner in deutschen Bundeswehrparkas auf den Straßen sehen, und essensmäßig passen Würstchen und die "German Potatoe", eine Art riesige Backofenkartoffel mit Salz und Butter, ins Klischee. Ich habe japanisch gewählt, freiwillig. Leider habe ich eine Hälfte des vom Niveau am besten passenden Kurses nicht erleben dürfen, was daran liegt:
Labmeeting. Die wichtigste Sache überhaupt. Hier werden Partytermine ausgehandelt und Vorträge gehalten, wöchentlich die neuesten Erkenntnisse geteilt. Außerdem ist es der einzige fixe Termin, an dem alle Labmitglieder zusammenkommen. Ehrlich: es waren noch nie alle. Beschäftigungen für die Zeit, in der man nicht selbst vorne steht, und die mir erst etwas suspekt waren, man sich aber sehr schnell einleben kann, sind: lesen, am Computer arbeiten, dösen, stille Post, schlafen. Das mit dem Computer ist mir dann aber doch zu klischeehaft. Warum trotzdem da sein? "Don't be silly. You have to." Gerüchte, ich hätte eines morgens geschnarcht, wurden rasch widerlegt. Es war einer der Mehrheitsethnie.
Dann sind da noch die Vorlesungen und das Projekt, das hier jeder macht (natürlich, denn über irgendetwas muß schließlich die Abschlußarbeit, welche auch immer, geschrieben werden, und Doktoren müssen ja auch etwas tun für ihr Geld), und dem eine gewisse, ich würde es nicht Rechtfertigung, auch nicht Grund, nennen, mehr eine Art Motivation oder Plausibilisierung durch meinen Status als "Research Student" widerfährt.
Zunichtguterletzt wäre noch anzumerken, daß es keinerlei Studentenpartys auf dem Campus gibt, bei dem, was sie Party nennen, jedoch immer Unmengen an leckerem und kostenlosem Essen, mit sehr sehr viel Glück begleitet von Bier, und Japan ist nicht der schlechteste Ort dafür, besonders wenn nach kurzer Zeit der zahlreiche Anblick von Krawattenträgern die wohltradierte Stillosigkeit einer Büchse ausgewaschen hat, eine Erkenntnis, die man auch ganz pragmatisch beim Studium eines jeden Kombini-Tiefkühlregals erhalten hätte.
Fazit: mehr Zeit an der Uni, enger Kontakt zu Professoren, Postdocs, Doktoranden, Master- und Bachelorstudenten im Lab, mehr selbständiges Arbeiten & Präsentieren, weniger wirklich kniffelige Übungsblätter.
Jetzt ist Zeit für Urlaub. Korea und Shikoku, ich komme..!
Wenn ich also die nächsten Wochen nur sehr spärlich mit Informationen um mich werfe: es geht mir nicht trotzdem, sondern deswegen, blendend.
Donnerstag, 19. Februar 2009
日常の大学:写真


Mittwoch, 11. Februar 2009
地下鉄、第二回目
Wo Eltern, Fernsehen und Schule versagt haben, muß eben... die U-Bahn einspringen. Was sie dann auch tut, zu meiner Freude schön im Monatstakt. Ob das der Grund ist, warum hier schon Achtjährige ein Training ohne Spiele diszipliniert durchhalten? Wohl kaum, die Zielgruppe scheint mir dann eher eine andere. Und wie im echten Leben trifft es irgendwie halt doch immer den gleichen, der sich allmählich gelb ärgert.



Besonders das zweite nimmt man sich doch gern zu Herzen, auch wenn es die mütterliche Erziehung leicht untergräbt; da diese Lehren jedoch an die Millionen der Großstadt gerichtet sind, werden sie sich dabei schon etwas gedacht haben. Vielleicht sogar mehr?
Wer übrigens denkt, die Poster würden nur so dahängen und hübsch aussehn, sollte sich eines Besseren belehren lassen. Das letzte schließlich tanzt etwas aus der Reihe...
Besonders das zweite nimmt man sich doch gern zu Herzen, auch wenn es die mütterliche Erziehung leicht untergräbt; da diese Lehren jedoch an die Millionen der Großstadt gerichtet sind, werden sie sich dabei schon etwas gedacht haben. Vielleicht sogar mehr?
Wer übrigens denkt, die Poster würden nur so dahängen und hübsch aussehn, sollte sich eines Besseren belehren lassen. Das letzte schließlich tanzt etwas aus der Reihe...
Montag, 2. Februar 2009
わっしょい!
Es ist geschafft!
Vollbracht.
In guter Gesellschaft. Und doch ist man dann, wenns am schlimmsten ist, doch auf sich allein gestellt. Frei nach Steves Worten (Engländer, war auch immer fleißig dabei), daß es für Studenten noch ein Quäntchen härter ist als für den Rest der Mannschaft.
Kangeiko - das steht für die zertifizierte harte Sau. Jedenfalls paßt es so am besten ins Ego.
Leider wurde alles Wesentliche schon gesagt.
Daher gibt es von mir nur ein paar Bilchen, nachdem ihr hier den ersten Teil aus Jörgs Feder gelesen habt: klick!
Gleich gehts los, eine Runde um den Tokyo Dome zu drehen! Davor gibts noch ein kleines Angrüßen im Dojo und ein kurzes Dehnprogramm. わっしょい! Im Anschluß dann doch noch ein bißchen Karate - entweder Kata, das passende Kihon oder zur Abwechslung auch mal 1000 und ein paar zerquetschte Tsuki.
Während die Glücklicheren nach dem Frühstück noch zu den normalen Einheiten bleiben, ziehe ich mich zurück ins Faultiergehege, pardon ins Lab zu meinen Komilitonen, die in letzter Zeit einen etwas überarbeiteten Eindruck machen. Ich schlaf übrigens auf dem türkisenen Stuhl vorne rechts.
Hier sehen wir die sonntägliche Diplom-Übergabe nach dem Joggen. Zum Glück hat es an diesem Tag nicht mehr geregnet und wir konnten wirklich raus, zum Schrein, eine Runde beten und Gruppenbildchen knipsen. Ich bin leider unscharf, deshalb müßt ihr mit Mukki Vorlieb nehmen. Einer war tatsächlich schon zum 49sten Mal dabei - unglaublich. Es folgt lekker Essen, Bier und Nihonshu, mit allen Sensei. Die Mühen waren nicht umsonst.
Das letzte Bild vor der Abreise aus dem Honbu-Dojo, jeder bewahrt noch Haltung. Nach Chinese und Karaoke, währenddessen die geschundenen Leiber natürlich mit Sprit versorgt sein wollen, erloschen dann langsam die Lichter Tokyos und es folgte eine lange Stille.
...und das gute Gefühl, die Papprolle nicht verloren zu haben, die mich nun morgens von der Seite meines Schreibtisches aus anlächelt und mir sagt, daß es geht, wenn man nur will...
Vollbracht.
In guter Gesellschaft. Und doch ist man dann, wenns am schlimmsten ist, doch auf sich allein gestellt. Frei nach Steves Worten (Engländer, war auch immer fleißig dabei), daß es für Studenten noch ein Quäntchen härter ist als für den Rest der Mannschaft.
Kangeiko - das steht für die zertifizierte harte Sau. Jedenfalls paßt es so am besten ins Ego.
Leider wurde alles Wesentliche schon gesagt.
Daher gibt es von mir nur ein paar Bilchen, nachdem ihr hier den ersten Teil aus Jörgs Feder gelesen habt: klick!
...und das gute Gefühl, die Papprolle nicht verloren zu haben, die mich nun morgens von der Seite meines Schreibtisches aus anlächelt und mir sagt, daß es geht, wenn man nur will...
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