Donnerstag, 8. Januar 2009

大阪・京都・神戸

Man mag es kaum glauben, aber Tokyo ist um den Jahreswechsel wie ausgestorben, jedenfalls verglichen mit sonst, da viele Japaner die Gelegenheit nutzen, zu ihren Familien aufs Land zu fahren. Also habe ich, auch wenn ich hier keine Familie habe, es ihnen gleich getan und einen kleinen Ausflug in die Kansai-Region unternommen. Um diese Zeit findet man natürlich vor allem westliche Touristen (Australien, Amerika), auch einen sehr lustigen Zeitgenossen mit dem Namen Blain, was Japaner aufgrund ihrer r-l-Schwäche sofort als "brain" verstehen, was auch jedes mal wieder lustig ist. Die Rahmenbedingungen - Samstag früh mit der ersten U-Bahn aus Roppongi heim, packen und ab in den Bus, sowie schließlich mit dem Nachtbus heute früh wieder in Tokyo angekommen, Bad nehmen und zum Lab-Meeting :-) - waren natürlich perfekt und Kyoto muß man einfach lieben!

Teil 1: Noch 8 Stunden bis Osaka oder Kann man Natto wirklich frühstücken?

Blöde Frage, Natto ist eine der traditionellen Morgenmahlzeiten hier, und um die Wartezeit auf den Bus zu verkürzen habe ich den Selbstversuch gestartet: Es ist morgens etwas widerlicher als abends, und so wird aus dem "Was nur so wenig?" mit der Zeit ein "Zum Glück ist es bald geschafft!".

Von Alex, mit dem ich den letzten Abend vor meiner Reise verbracht habe, kam folgende Erkenntnis: Die Frauen um Kyoto sind nicht hübscher als in Tokyo, jedoch modischer gekleidet. i) Es gibt wohl eine Statistik, nach der die ersten Ränge Akita, Aomori, Kyoto sind. ii) Wenn modischer bedeutet, daß man unten längere Röcke und oben möglichst viele sehr verschiedenfarbige Lagen mehr oder weniger übereinander trägt, bzw. sich als Kerle auf die gute alte Vokuhila besinnt, weiß ich auch nicht mehr.

Osaka besteht aus zwei Teilen, der Welt unter der Erde und der oberhalb. Beide sehen in etwa gleich aus, bestehen nämlich größtenteils aus Arkaden, wobei in der unterirdischen alle Ausgänge durchnummeriert sind und überall Lagepläne hängen, was die Orientierung sehr einfach macht. Es sei denn, man möchte nach Mitternacht zur gemütlichen Schlummerkapsel an Ausgang 31 zurück, dann hat die untere Welt schon geschlossen und alles wird etwas beschwerlicher: keine Nummern, keine Karten, dafür immer noch endlose Menschenmassen, die in Restaurants, Spielhallen, Karaokeboxen, ... strömen.

Arkaden in Osaka

Das Schloß von Osaka

Ein Faible für Nr.1en - der größte Stein des Schlosses, mit Erklärungstafel

Teil 2: Kobe

Wohl eine der schönsten Städte Japans, empfehlenswert um einfach nur mal spazieren zu gehen, bekannt für seine Kathedrale und Erdbeben.

dürfen natürlich nicht fehlen: Wolkenkratzer, hier wie aus einer Apfel-Werbung geklaut

Nachmittags wollte ich dann noch einen Berg besteigen, um den Blick auf Kobe genießen zu können. Der einfache Weg wäre die Seilbahn gewesen, was man aber als echter Schwabe nicht tut, und so hab ich mich dann etwa 2 1/2 Stunden lang in den Wäldern Kobes verlaufen (kann man es eigentlich "verlaufen" nennen, wenn man ohne wirkliches Ziel unterwegs ist?), bis es stockdunkel war und ich die schönste Aussicht endlich gefunden hatte; leider mit meiner Kamera nur schwer festzuhalten. Die Mühen aber absolut wert. Für Nachahmer empfiehlt sich der Gang zur Venus-Brücke, was ca. 15 min Fußmarsch beinhaltet und man am besten von Motomachi-Eki nach Nordwesten zum Bergfuß geht. Ist aber natürlich nicht dasselbe Abenteuer!

Nun zur versprochenen "Kathedrale". Mir scheint, jede japanische Stadt braucht ein umstrittenes Gebäude, um anerkannt zu werden, daher mal eine kleine Auflistung - leider sind diese Meisterwerke immer gigantisch, sodaß sie schwer auf ein Foto zu pressen sind...

Kobe: Kathedrale

Osaka: Sky Building. Vorbild: Arc de Triomphe. "Umstritten" ist hier wohl mehr eine sehr schmeichelhafte Umschreibung für "häßlich"

Kyoto: Innenansicht des Bahnhofs. Kritikpunkt: paßt nicht ins tempelgeprägte Stadtbild und ist zu groß, gemessen an der Bedeutung Kyotos (?)

Teil 3: Kyoto

Rund 2000 Tempel. Zwei warn für mich genug, da ich den Anfängerfehler vieler Touristen nicht nochmal machen wollte. Dazu noch Okonomiyaki, und Kyoto ist fast vollständig beschrieben.

Der erste: 三十三間堂 (Sanjusangendo), mit zahllosen goldenen 1000-armigen (sein wir ehrlich: zwei große Paare und noch 20 kleine Arme pro Seite) Kannon-Figuren, und noch vielen Göttern, die entweder einen Waschbrettbauch oder eine kleine Wampe haben und grimmig dreinschauen, besonders der Donnergott mit seinen drei klauenartigen Fingern an jeder Hand. Hier mit Yoichi, den ich -natürlich- im legendären Uno-House getroffen habe.

Der zweite: 金閣寺 (Kinkaku-ji), der Goldene Tempel, ...

... an dessen Souvenirstand mir gerade das Fotografieren verboten wird. Verkauft werden hier hauptsächlich Glücksbringer für alle Lebenslagen.

Kyoto ist vor allem eines: ruhiger und idyllischer als Tokyo. Es gibt wenig Hochhäuser, zwar auch die üblichen Arkaden und Einkaufsstraßen, Essens- und Ausgehviertel um den Spaß einer Großstadt zu haben, alles in allem wirkt es aber wesentlich entspannter. Wer ganz seine Ruhe haben will, kann auch am Fluß entlang spazieren, welcher erstaunlich unbetoniert ist und fast das Gefühl vermittelt, man sei auf dem Land. Und ganz ehrlich: die Tempel hier sind einfach groß und schön, man kann nur nicht allzu viele am Stück ertragen...

Teil 4: Kansai vs. Tokyo

Was also sind die Unterschiede von Kyoto mit Umland zu Tokyo?

Zur Mode habe ich ja schon etwas erwähnt, ergänzenswert ist, daß es in Kyoto wohl die höchste Dichte an blonden Japanern gibt. Ungewohnt, aber nicht zu verachten.
Dazu kommt, daß die Leute hier auf der Rolltreppe rechts stehn, in Tokyo links. Der Bahnhof Kyotos bildet als neutrales Gebiet eine Ausnahme, hier gibt es allgemein keine Vorzugsrichtung. Gemein ist beiden Städten, daß Japaner, so sehr sie auch hetzen und drängeln, auf Rolltreppen fast immer stehen bleiben, sie stellen sich oft sogar an der längeren Steh-Schlange an, um nicht auf der Überholspur die Beinchen benutzen zu müssen.
Kansai-Menschen sind auf der Straße etwas ruppiger. Während Tokyoer meist ausweichen, gehen Kyotoer fast nie oder nur sehr unwillig zur Seite. Außerdem scheinen Fußgängerampeln, besonders in Osaka, nur eine Funktion zu haben: damit Autofahrer hupen können, wenn ihnen jemand bei Rot vor die Lunte läuft. Was hier der absolute Normalfall ist. Was an sich auch nicht sehr stört (vor allem mich als Fußgänger nicht), und für Radfahrer gelten scheinbar überhaupt keine Verkehrsregeln, sodaß man wirklich aufpassen muß, nicht überfahren zu werden (in Tokyo bremsen sie stattdessen rechtzeitig, da sie natürlich ebenfalls nie auf der Straße fahren).

Sozusagen Kulturschock light.

4 Kommentare:

Toly hat gesagt…

ありがと
Der Tipp war 宜 (Ist das jetzt Kanji?)

Martin hat gesagt…

(^・^)

パーフェクト!

Anonym hat gesagt…

Das ist gemein!!! Ich bestehe darauf, dass alles was hier in japanischen Zeichen niedergeschrieben wird auch sofort in Klammern daneben übersetzt werden muss! >.<

Martin hat gesagt…

Warum, wenn es auch genauso gut eine Maschine machen kann..?

Am wahrscheinlich schnellsten ist die Rikaichan-Erweiterung für Firefox, bringt allerdings die Aussprache nach meinem Kenntnisstand leider auch nur in Kana. Führt wohl kein Weg dran vorbei, das zu lernen, Anonym :-p

 
/*statistics*/