Da Tokyo eine gewisse kritische Größe überschritten hat, und zwar wichtige Orte wie Shibuya oder Roppongi in Gehweite (gute halbe Stunde, gern auch bei Sonnenaufgang) liegen, andere aber nicht, benutzt sie sicher jeder hier.
Auffällige Unterschiede zu Stuttgart sind zum Beispiel, daß sie tatsächlich unterirdisch fährt, es keine Kontrolleure gibt, oder sie, anders als die Karlsruher S-Bahn, gegen Mitternacht die Pforten schließt und die Anzeigetafeln nicht die tatsächliche, sondern planmäßige Abfahrtszeit zeigen, was aber völlig egal ist, da ich mir nach den bisherigen Erfahrungen auf der ganzen Welt nichts pünktlicheres vorstellen kann. Shinkansen wäre ein Kandidat. Für einen ersten Eindruck empfehle ich - mal wieder - die Wikipedia, wo es aber zumindest ein paar Bilder gibt, für die, die bisher noch nicht hier waren. Wobei es durchaus auch bessere Argumente gibt. Vielleicht bring ich die später mal (^_^)
Die berühmten Stopfer gibt es hier nicht mehr, oder wenigstens nur noch sehr selten; laut einer der Japanisch-Lehrerinnen war das nur eine Übergangsphase, bis der Japaner gelernt hatte, sich selbst zu stopfen. Kurz bevor es so weit ist, sieht das dann so aus (leider etwas verwackelt):
Bevor die Bahn, auf die in etwa nur der ganze Bahnsteig wartet, kommt, kommt zuerst hinten noch eine aus der Gegenrichtung, danach war aber leider nicht mehr genug Platz, meinen Arm zum Foto nach oben zu strecken. Auch, weil ich passend die große Sporttasche mit meinem Dogi dabei hatte. Dann kommt endlich die richtige Bahn, wo ich aber erst in die zweite gepaßt habe, obwohl ich mit allen anderen so stark gequetscht habe wie es nur ging, sodaß man fast Angst um die Insassen bekommen könnte, wenn Japaner nicht viel zu höflich wären um sich gegenseitig kaputtzumatschen.
Hier sind vielleicht noch ein paar Worte zur japanischen Klimaempfindung angebracht. Meine war zu diesem Zeitpunkt nämlich durchaus negativ.
Der Durchschnittsjapaner schwitzt so wenig, daß er nichteinmal nach dem Training duscht (wobei es im Honbu-Dojo doch einige tun). Die Kehrseite ist die, daß er auch sehr schnell friert, wobei hier Vorsicht geboten ist, da die Dicke der Kleidung nur wenig mit dem tatsächlichen Wetter, sondern viel mehr mit dem Kalender zu tun hat. Das erklärt auch, wieso die U-Bahn ohne die geringste Wetterveränderung von einem Tag auf den nächsten von Kühlen auf Heizen umgestellt hat, und dabei scheint dem Japaner eine gewisse Symmetrie nichts anzuhaben: So viel Grad, wie es außen zu kalt ist, ist es drinnen in etwa zu warm, das ist die Faustformel. Warum auch immer, da außer mir niemand im T-Shirt fährt.
Es gibt auch eine charakteristische Kurve der Rocklänge gegen die Uhrzeit, die grob so aussieht, daß sie von der Rush-Hour ausgehend relativ monoton kürzer werden, und dann bin ich entweder noch eine ganze Weile im Bett oder schon an der Uni, aber vielleicht finde ich irgendwann noch heraus, wie es danach weitergeht.
Bis hoffentlich früher,
Martin
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