Mittwoch, 26. November 2008

地下鉄

Die U-Bahn Tokyos, mein täglicher Begleiter

Da Tokyo eine gewisse kritische Größe überschritten hat, und zwar wichtige Orte wie Shibuya oder Roppongi in Gehweite (gute halbe Stunde, gern auch bei Sonnenaufgang) liegen, andere aber nicht, benutzt sie sicher jeder hier.
Auffällige Unterschiede zu Stuttgart sind zum Beispiel, daß sie tatsächlich unterirdisch fährt, es keine Kontrolleure gibt, oder sie, anders als die Karlsruher S-Bahn, gegen Mitternacht die Pforten schließt und die Anzeigetafeln nicht die tatsächliche, sondern planmäßige Abfahrtszeit zeigen, was aber völlig egal ist, da ich mir nach den bisherigen Erfahrungen auf der ganzen Welt nichts pünktlicheres vorstellen kann. Shinkansen wäre ein Kandidat. Für einen ersten Eindruck empfehle ich - mal wieder - die Wikipedia, wo es aber zumindest ein paar Bilder gibt, für die, die bisher noch nicht hier waren. Wobei es durchaus auch bessere Argumente gibt. Vielleicht bring ich die später mal (^_^)

Die berühmten Stopfer gibt es hier nicht mehr, oder wenigstens nur noch sehr selten; laut einer der Japanisch-Lehrerinnen war das nur eine Übergangsphase, bis der Japaner gelernt hatte, sich selbst zu stopfen. Kurz bevor es so weit ist, sieht das dann so aus (leider etwas verwackelt):

Danach passiert folgendes:
Bevor die Bahn, auf die in etwa nur der ganze Bahnsteig wartet, kommt, kommt zuerst hinten noch eine aus der Gegenrichtung, danach war aber leider nicht mehr genug Platz, meinen Arm zum Foto nach oben zu strecken. Auch, weil ich passend die große Sporttasche mit meinem Dogi dabei hatte. Dann kommt endlich die richtige Bahn, wo ich aber erst in die zweite gepaßt habe, obwohl ich mit allen anderen so stark gequetscht habe wie es nur ging, sodaß man fast Angst um die Insassen bekommen könnte, wenn Japaner nicht viel zu höflich wären um sich gegenseitig kaputtzumatschen.

Hier sind vielleicht noch ein paar Worte zur japanischen Klimaempfindung angebracht. Meine war zu diesem Zeitpunkt nämlich durchaus negativ.

Der Durchschnittsjapaner schwitzt so wenig, daß er nichteinmal nach dem Training duscht (wobei es im Honbu-Dojo doch einige tun). Die Kehrseite ist die, daß er auch sehr schnell friert, wobei hier Vorsicht geboten ist, da die Dicke der Kleidung nur wenig mit dem tatsächlichen Wetter, sondern viel mehr mit dem Kalender zu tun hat. Das erklärt auch, wieso die U-Bahn ohne die geringste Wetterveränderung von einem Tag auf den nächsten von Kühlen auf Heizen umgestellt hat, und dabei scheint dem Japaner eine gewisse Symmetrie nichts anzuhaben: So viel Grad, wie es außen zu kalt ist, ist es drinnen in etwa zu warm, das ist die Faustformel. Warum auch immer, da außer mir niemand im T-Shirt fährt.

Es gibt auch eine charakteristische Kurve der Rocklänge gegen die Uhrzeit, die grob so aussieht, daß sie von der Rush-Hour ausgehend relativ monoton kürzer werden, und dann bin ich entweder noch eine ganze Weile im Bett oder schon an der Uni, aber vielleicht finde ich irgendwann noch heraus, wie es danach weitergeht.

Bis hoffentlich früher,
Martin

Update: bitte hier weiterlesen

Montag, 24. November 2008

千葉県の鋸山

Wenn drei Ausländer, wobei das eventuell unangebracht konnotiert ist in diesem Fall, gleich mehr..., vom Nokogiriyama steigen, nachdem sie zuvor mit Bahn und Fähre zu dessen Fuß, dann mit ebendenselben hinauf, wieder halb hinunter zum Daibutsu, dem größten Japans wohlgemerkt, obgleich nicht einmal in meinem Lonelyplanet verzeichnet, wieder rauf zur sagenhaften Aussicht, dann also wie besagt hinunter, ...wobei es von dort an wohl jeder Rasse mit ähnlich mangelnder, bzw. wie sich letztendlich doch herausgestellt hat guter, Orientierung, ähnlich ergangen wäre, wenn diese also der Straße der Küste entlang folgen, ob des fehlenden Gehsteiges vor dem Tunnel links ins Gelände abdriften, wie immer mit der Ausrede im Hinterkopf, man hätte das Schild ja nicht lesen können, dann auf ein Haus zusteuern, das sich bei näherem Hinschauen als ein durchaus sehr sehr schnuckeliges Imbißcafe entpuppt, wobei es beim Verlassen immer mehr verwundert hat, daß sich überhaupt eine Menschseele an dieses Örtchen verirrt, und so jedenfalls alle Onsenträume zunichte macht, nach gutem Mahl in Richtung Bahnhof steuern, dann zwar immer noch glaubend daß, nach Auskunft in letzter Minute schließlich zurückrennen, kann das nur gut enden. Wobei, es endete letztlich wirklich noch gut, auch wenn die Geschichte damit quasi schon zu Ende ist, da Geruch und Aussehen es trotz eines gewissen Dranges nicht zugelassen haben, noch einen Abstecher nach Shibuya zu unternehmen.

So viel zum heutigen Tag (ich hoffe er war nicht zu anstrengend)...

Blick von Kurihama (vor der Überfahrt nach Hamakanaya), mit einer typisch japanischen (zumindest meinem Empfinden nach) Kombination aus häßlich (sollte jeder erkennen) und wunderschön (kommt leider nicht so gut raus, aber im Hintergrund kann man den Berg Fuji sehen)

Ein durchaus unüblich gewidmeter, jedenfalls in dieser Explizität, kleiner Schrein auf dem Nokogiriyama

Der Daibutsu. Mit Flo, mir und Alex (v.o.n.u.)

Sonntag, 16. November 2008

中先生出会い・世界空手道選手権大会

Hallo Welt, da bin ich wieder, jedoch ist nicht allzu viel neues passiert diese Woche...

Da unter lauter guten immer auch ein Paar schlechter Hände ist, in die derartige Details fallen könnten, will ich nicht allzu viele Worte über das Ergebnis meines Gesundheitstests verlieren, jedenfalls habe ich den Uniärzten einen kleinen Erkundungsbesuch abgestattet mit dem Resultat, daß ich in blendender Verfassung bin. Ich konnte also frohen Mutes meine Erkältung besiegen. Bis dorthin ähnelt das Leben mehr der Vegetation eines Blumentopfes, die einmal täglich warm gegossen wird.

Während also in der Heimat die SED das Mittel der Zensur zur Schikanierung des Wissens wieder für sich entdeckt hat und meine Finger intuitiv und regelmäßig zwischen Y und Z die falsche Wahl treffen, bin ich am Freitag nach dem Training dem Rest ins New Glory gefolgt, um u.a. das zu essen (manche würden wahrscheinlich nicht einmal dieses Wort dafür für angebracht halten), was für Ausländer gemeinhin die schlimmste Bewährungsprobe ist, jedenfalls ist mir keine Steigerung bekannt: Natto. Vielleicht zum Glück hatte ich noch etwas Schnupfen und konnte es nicht so intensiv riechen wie die andern. Allerdings muß ich auch gestehen, daß ich am Ende noch eine Extra-Portion geordert habe. Der Weg dorthin besteht im Wesentlichen darin, daß es sich mit jedem Bissen weniger ekelhaft anfühlt und auch schmeckt.
Auf dem Heimweg habe ich dann noch, nachdem mich dieser Rolladen am bequemen Weg gehindert hat, zwei Koreaner aus meinem Wohnheim getroffen und mich ihnen spontan zum koreanischen Barbecue angeschlossen, eine Sache die sich auf jeden Fall gelohnt hat!

Nun aber doch noch zum Titel...

Am Samstag war es endlich soweit und ich konnte bei Naka-Sensei trainieren, woraufhin wir gleich meine Aufnahme verhandelt haben - ich bin also in guten Händen ;-)
Da zur Zeit ebenfalls die Karate-Weltmeisterschaft in Tokyo stattfindet, sind wir heute ins Bodokan gefahren, um Shimizu-Sensei anzufeuern. Das schlechte vornweg, er ist leider direkt ausgeschieden, und hat dabei auf mich den Eindruck gemacht, als würde er sich in diesem seltsamen Regelwerk (wie beim DKV) und dem allgemeinen Kampfstil nicht sehr wohl fühlen. Immerhin konnte aber noch ein Japaner gewinnen, und Jonathan Horne (für die die ihn kennen, wo ich schonmal nicht dazu gehöre) wurde dritter. So war dann doch noch ein kleines Happy End gerettet, wenn auch ein seltsames, da zur Siegerehrung Tochter Zion gespielt wurde und die Punktetafeln ihre IP-Adressen preisgaben. Neben guten Kämpfen konnte ich auch eine Lektion fürs nächste Turnier lernen, nämlich neben den wenn nicht wichtigsten, aber zumindest in meiner Nachbarschaft häufigsten Schlachtrufe: Nippon, Oboekiri und Gamba, die man bevorzugt dann schreit, wenn gerade ein Japaner auf der Kampffläche nicht ganz so abgeht, wie es der Idealfall wäre, auch: sich mit einer angemesseneren Menge an Essen zu versorgen.

Damit verabschiede ich mich fürs erste,
bis zum nächsten Mal!!

Sonntag, 9. November 2008

バスツアー

Am Freitag gab ich mir einer der wohl typischsten japanischen Sache hin: einer Bustour.
Vorneweg, es ist so wie es jeder kennt ;-) Rein in den Bus, raus bei der Börse, in die Börse, zurück in den Bus, wieder aussteigen, zehn Meter zum Tokyo Tower, rauf, runter, zu spät, alle weg, Bus finden, und weiter, Parlament, Schlange stehn, Tour machen, Gruppenfoto vor dem Gebäude, weiter mit dem Bus zum Museum, aussteigen, ins Museum, eine Stunde rumlaufen, raus, ab in den Bus, und zurück zur Todai. Die wichtigste Ingredienz dabei ist: Man darf absolut keine Zeit haben, die Gegend oder generell irgendetwas selbständig zu erforschen. Dafür wurden uns alle Eintritte spendiert und es hat auch echt Spaß gemacht.

Zu den Bildern:

An der Börse (sehr langweilig, weil alles mit Computern geregelt wird und deshalb keine Show geboten wird)
Auf dem Tokyo Tower (Zhang, Florian, Florian, ich v.l.n.r.)
von unten
Das Diätengebäude (Parlament)
Im Museum
Nun zum versprochenen Land des Monats! Auf Niklas' Hinweis hin habe ich mich für Google Analytics angemeldet und krieg dort unglaublich detaillierte Besucherstatistiken, so lautet die Bilanz vom 7. Oktober bis 6. November z.B. 448 Besucher mit 1,81 aufgerufenen Seiten und 1:15 min pro Besuch, danke :-D
Da ich nun objektive Daten hab, geht der erste Titel an *Trommelwirbel* Schottland, weil es sich trotz Beweisen (ein Kommentar von Thorsten) so dezent im zurückhält, daß ich sagenhafte Null Seitenaufrufe von der Insel angezeigt bekomme!
Aber keine Angst, es bleiben noch neun Monate um zu punkten ;-)

Zuguterletzt, heute ist ein schönes Datum, nicht nur historisch, sondern auch weil ich mir endlich ein Handy gekauft hab, was gar nicht so einfach war, weil man, um einen Vertrag abzuschließen, nicht nur eine Alien-Registrierungs-Karte, sondern auch noch einen Reisepaß vorlegen muß. Der leider die letzte Zeit beim Visa Consulting Service der Uni war. Zur Entschädigung gabs dann aber Geschenke für mich, ist das nicht lieb?

Dienstag, 4. November 2008

大変な生活

Die Temperaturen sinken allmählich unter die 20°C-Marke, was Japaner dazu veranlaßt, nur noch mit Jacke vor die Tür zu gehen. Ich hab mich natürlich nicht lumpen lassen und das Wochenende dennoch und als einziger im T-Shirt verbracht (keine Sorge meine Damen, ich habe es zwischendurch schon mal gewechselt...), mit dem Effekt, daß ich jetzt auch nur noch mit Pulli und Schal vor die Tür gehe. Integration mal anders :-/

Das nervige daran ist, daß ich deshalb heute wieder nicht in Naka-Senseis Training konnte, sprich ich habe ihn bisher noch immer nicht gesehen; letzten Samstag waren immerhin neben Nakayama-Senseis umwerfendem Training noch Jean-Pierre Fischer samt wohlbekannten Anhängseln geboten, und so warte ich noch auf das lang- (wobei ich nach meinen bisherigen Erfahrungen hier zugeben muß, daß es schwer wird, die letzten Wochen zu toppen, aber ich laß mich gern vom Gegenteil überzeugen) ersehnte erste Training...

Also kam der Gedanke in mir auf, ein paar Vitamine könnten doch nicht schaden, und schon das war ein Fehler, denn er hat mich dazu verleitet, ja besser verlitten, diese Ausgeburt der Hölle zu essen: eine Kaki. Als die Schmerzen schlimmer wurden, hab ich dann auch leider viel zu spät bei Wikipedia Erkundungen angestellt. Daß man das überhaupt ohne Warnhinweise verkaufen darf... Heute im Lab hat sich jedenfalls rausgestellt, daß ein ukrainischer Magen locker zwei bis drei davon täglich wegstecken kann, meine zweistündige Erfahrung des Gegenteils läßt mich wohl die nächste Zeit Verzicht üben.

Sonstiges:

Sushi-Essen mit Alexander und Florian (für mache scheint Sushi die brennendste aller Fragen zu sein, hier also der Beweis)

Der H&M in Ginza, in dem ich vielleicht eingekauft hätte...

...wäre es nicht schöne Tradition, anzustehen, und das wie immer perfekt organisiert ;-)

Einkaufen macht übrigens nicht sooo viel Spaß, weil immer unglaublich viele Leute unterwegs sind. Womöglich weil ich mich fast immer sonntags dazu entschließe... Wobei dies das erste Mal war, daß ich tatsächlich eine Schlange vorm Kaufhaus gesehen hab, vor einem Restaurant oder vor allem Donuthaus ist das ganz normal.

Pepsi White konnte natürlich nicht ungekontert bleiben, und so gibt es seit ein paar Tagen das passende Konkurrenzprodukt: Fanta Grüner Apfel. Wenn ich gezwungen würde, eines davon nochmal zu trinken, würd ich auf jeden Fall die Pepsi nehmen, denn das hier schmeckt wirklich nur noch nach süß und Kaugummi.
 
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